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Boreout – Luxusproblem oder Teufelskreis?

Boreout – Luxusproblem oder Teufelskreis?

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Druck, Stress, Überlastung. Diese Worte fallen fast immer, wenn wir Menschen über ihre Arbeit sprechen hören. Darunter gibt es noch ein anderes Thema, das als bislang weit unterschätztes Tabu-Thema einzuordnen ist: Wie ist es, wenn uns unser Job mehr langweilt als er uns Spaß macht und wir echte Herausforderungen vermissen? Ist das nur ein Luxusproblem?

 

Boreout vs. Burnout: Zwei Seiten einer Medaille?

Tatsächlich sind die Symptome von Burnout und Boreout sehr ähnlich: depressive Stimmungslagen, Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Tinnitus, Kopf- und Rückenschmerzen sowie Magen- und Darmleiden sind typisch. Die Symptome sind zwar ähnlich, doch die Ursachen dafür könnten kaum unterschiedlicher sein. Leidet der Betroffene von Burnout unter Überforderung und Stress, zeichnet sich ein Boreout vor allem durch Langeweile und Desinteresse an der eigenen Tätigkeit aus. Nach einer Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und des Bundesinstitutes für Berufsbildung leidet jeder siebte Angestellte in Deutschland unter einem Boreout. Die Betroffenen sind häufig fachlich unterfordert und haben nicht das Gefühl, die eigenen Kompetenzen sinnvoll einbringen zu können. Entsprechende Erfolgserlebnisse und Wertschätzung bleiben aus.

 

Boreout – Wenn zu hohe Motivation in die Leere führt

Von Natur aus streben Menschen nach neuen Herausforderungen und aktivieren damit automatisch ihre körpereigenen Belohnungsmechanismen. Interessant ist, dass die Ursachen für Langeweile im Job vielfältig sind. Aus zahlreichen Gesprächen und Coachings mit Klienten ist immer wieder festzustellen, dass diese Unerfülltheit selten mit mangelnder Motivation, geringer Qualifikation oder Faulenzertum zu tun hat. Ganz im Gegenteil: Meist sind es sehr ambitionierte Menschen mit ursprünglich hoher intrinsischer Motivation, die einmal Dinge bewegen und Erfolge sehen wollten.

 

Welchen Preis hat Unterforderung und wann wird sie zum Risikofaktor?

Aus der Stressforschung wissen wir, dass kurzfristiger Stress, der nicht länger als vier Wochen andauert, sogar gesundheitsfördernd ist. Im Handeln sind wir dann fokussiert und ergebnisorientiert. Im Gehirn entstehen deutlich mehr neue synaptische Verbindungen und wir sind in diesen Phasen kreativ und deutlich leistungsfähiger. Doch spätestens nach 6 Wochen Dauerstress verändert sich die Situation: Unsere körperliche Immunabwehr schwächt sich ab, unsere Gehirnaktivität wird gehemmt, die wiederum unser seelisches Gleichgewicht fördert. Wir schütten weniger Glückshormone wie Serotonin aus, Synapsen werden„aufgeweicht“ und unsere Lernfähigkeit verringert sich. Das ist sogar bei positivem Stress der Fall. Aber auch das genaue Gegenteil ist gefährlich, denn bei andauernder Unterforderung werden Betroffene ebenfalls immer kraftloser. Ein Arbeitstag, ohne etwas zu tun, kann einen Menschen somit mehr erschöpfen als ein Tag, der bis obenhin mit Arbeit gefüllt ist. Ein Teufelskreis wird in Gang gesetzt, bei dem sich die Antriebslosigkeit auch auf das Privatleben übertragen kann. Die gefühlte Wertlosigkeit wirkt sich dann unmittelbar auf das Selbstwertgefühl aus. Scham und ein unausgesprochenes Gekränkt-Sein sitzen oft sehr tief. Der Weg in die Boreout-Spirale ist dabei genauso schleichend wie in einen Burnout. Die frühzeitige Beschäftigung mit den Warnsignalen hilft, rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten und das eigene Leben mit Sinn und Freude zu erfüllen.

 

Mach den Selbst-Test:
Ist Deine momentane Situation im Job tatsächlich nur ein Luxusproblem?

Heute morgen keine Lust gehabt aufzustehen? Schon wieder nur lästige Routineaufgaben? Wieder nur Präsentationen für die Tonne entwickeln? Interessiert überhaupt irgendwen, was Du machst? Lasse die folgenden Fragen auf Dich wirken. Welche beantwortest Du ganz spontan mit Ja?

  1. Du würdest gerne einen anderen Job machen, scheust Dich aber vor dem Wechsel, weil Du Angst hast, weniger zu verdienen?
  2. Du fühlst Dich schon seit geraumer Zeit gelangweilt und lustlos bei der Arbeit?
  3. Du fühlst Dich am Abend müde und ausgelaugt, obwohl Du bei der Arbeit von außen betrachtet gar keinen Stress hattest?
  4. Du fühlst Dich auf unbestimmte Weise gereizt und unzufrieden und weißt nicht recht warum?
  5. Du ertappst Dich dabei immer gleichgültiger in Bezug auf Deine Arbeit zu werden und Dich immer weniger zu interessieren?
  6. Dir fehlen der Sinn und die tiefere Bedeutung bei dem, was Du tust?
  7. Könntest Du Deine Arbeit schneller tun, als Du sie eigentlich tust?
  8. Erledigst Du private Dinge während der Arbeitszeit?
  9. Fühlst Du Dich eher unglücklich bei der Arbeit?
  10. Fehlt Dir am Tag die Anerkennung und der Zuspruch?
  11. Hast Du das Gefühl, im Job unter Deinen Möglichkeiten zu bleiben und unterfordert zu sein?

Auswertung: Hast Du mehr als vier Fragen mit Ja beantwortet? Dann ist das ein deutlicher Hinweis darauf, dass Dich Deine momentane Situation im Job bereits stärker beeinträchtigt, als Du vielleicht denkst. Du befindest Dich schon auf dem Weg in die Boreout-Spirale. Jetzt ist es wichtig zu bilanzieren und Deine Jobsituation zu reflektieren.

 

Welchen inneren Konflikt erlebst Du gerade?

Soll ich die eigene Sicherheit und oft auch den gut bezahlten Job aufgeben, um ihn gegen eine neue, unsichere Zukunft aufzugeben? Was macht mir überhaupt Freude? Was kann ich gut?
„Ich kann an meiner Situation nichts verändern, warum soll ich mich also weiter damit beschäftigen?“ Diese Reaktion ist erstmal völlig menschlich. Die Frage an Dich ist: Glaubst Du das tatsächlich?
Entscheidend ist zu verstehen, dass diese Aussage („Ich kann an meiner Situation nichts verändern!“), eine selbstgewählte Interpretation Deiner Situation ist. Sie wirkt schon nach kurzer Zeit wie eine Art Mantra, das zu einem gefährlichen Tunnelblick führt, der den Blick auf Dich und Deine Ressourcen verstellt.

 

Mit diesen Schlüssel-Fragen kannst Du Dein eigenes Selbst-Coaching starten:
  1. Wie viel ist Dir Deine eigene gut bezahlte Sicherheit wert?
  2. Was hat sie Dich bisher gekostet? Liste alle Kostenpunkte konkret auf (z.B. Antriebslosigkeit, Gefühl der Wertlosigkeit, Druck in der Brust etc.)
  3. Erlaubst Du Dir, mit Deiner aktuellen Situation unzufrieden zu sein oder bagatellisierst Du sie zum reinen Luxusproblem?
  4. Was passiert innerlich mit Dir, wenn Du für einen Moment zulässt, Dich für Dein inneres Wunschbild zu öffnen, in dem Du Dich in Deinem Job voll einbringen und Dein Potenzial entfalten kannst?
  • Was siehst Du?
  • Was hörst Du?
  • Wo bist Du?
  • Wer ist bei Dir?
  • Was machst Du?
  • Wie fühlt es sich an, wenn Du in dem was Du tust, ganz aufgehst?

 

Selbstcoaching-Übungen für mehr Sinn und Interesse:
  1. Welche Themen interessieren Dich wirklich? Welchen Teil der Zeitung liest Du als Erstes? Was würdest Du am liebsten tun, wenn Du genügend Zeit hättest? Auch Hobbies sind ein guter Weg, um Dich selbst wieder in einen guten Zustand zu versetzen und Dein Gehirn ausreichend zu stimulieren
  2. Gestaltung Deiner Vision:
    Wie sieht ein idealer Tag für Dich aus? Lass ihn vor dem geistigen Auge ablaufen:
    Du siehst Dich morgens in Deinem Bett erwachen. Sieh Dich in dem Raum um. Ist er klein oder groß? Bist Du allein oder ist jemand bei Dir? Gebe Dir genug Zeit, um die inneren Bilder in Dir auftauchen zu lassen. Du sitzt am Frühstückstisch. Was siehst Du? Wie sieht Dein Vormittag aus? Welche Bilder zeigen sich? Was arbeitest Du? Wo bist Du und mit wem? Es ist Mittag und Zeit für eine Pause: Wie verbringst Du sie? Lasse jetzt das Bild Deines Nachmittags entstehen. Was tust Du? Wo bist Du und mit wem? Es wird Abend, Du bist wieder auf dem Weg nach Hause. Wie verbringst Du den Abend? Gehst Du aus oder bleibst Du zu Hause?

Notiere Dir die wichtigsten Stichpunkte Deiner Vision:

  • Welche Elemente Deines idealen Tages existieren bereits in Deinem realen Leben?
  • Was kam in Deinem idealen Tag vor, was Du gerne hättest, was aber aktuell noch nicht in Deinem Leben ist?
    Aus der Psychologie wissen wir, dass alleine die innere, positive Verknüpfung mit der Zukunft eine ausgezeichnete Motivationsenergie bereitstellt. Da Deine Vorstellungen (in diesem Fall sehr positive) Emotionen verursachen, kannst Du dieses Erleben gezielt nutzen, um diesen „idealen Tag“ mit allen Sinnen immer wieder in Dir wachzurufen.
  • Was sind jetzt erste, kleine Schritte, die Du gezielt angehen kannst, um positive Konsequenzen in Deinem Alltag zu erleben?
  • Was von Deiner Vision lässt sich als Erstes umsetzen? Bleibe jetzt dran, es lohnt sich!

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